Mehr als nur Körperschmuck: Tattoos für den Glauben

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Erykah Badu ist eine R&B-Diva, die gerne mal für Schlagzeilen sorgt. Ob sie mit umstrittenen Videos Eklats auslöst oder sich lange bitten lässt, um Konzerte zu beginnen: sie weiß definitiv, dass es keine schlechte PR gibt. Ende Februar musste die Sängerin nun allerdings unter Tränen ein Konzert in Malaysia absagen. Im streng religiösen Land hatte sich Widerstand gegen ihren Auftritt formiert, als Bilder an die Öffentlichkeit gerieten, die ein Allah-Tattoo sowie mehrere hebräische Symbole auf ihrem Oberkörper zeigten. In Malaysia ein absolutes Tabu, und das gleich in zweifacher Hinsicht: es ist nicht nur verboten, den Namen Allahs abzubilden, auch Tätowierungen an sich sind nicht erlaubt. Welche Probleme Tattoos beim Reisen um den Globus bereiten können ist ein Thema für sich, uns interessiert heute, wie Glauben und Tattoos zusammengehen.

Tattoos und die Weltreligionen

Im Islam gilt: wie der Körper von Allah geschaffen wird, so soll er auch sein. Schönheitseingriffen steht die Religion äußerst kritisch gegenüber und so gelten auch Tattoos als Eingriff gegen den göttlichen Willen. Das Christentum dagegen äußert sich in der Bibel nicht zum Thema bleibender Körperschmuck, während es im Judentum ein explizites Verbot eingeätzter Schrift gibt. Tattoos galten zum einen als Ausdruck heidnischer Kulte und zum anderen beschädigen sie den Körper. Einige Rabbis fordern daher auch zur Tattooentfernung auf. Anders sieht dies im Buddhismus aus.

Magische Tattoos

Im südostasiatischen Raum schreibt man Tattoos oft magische Bedeutung zu. Sie sollen schützen vor Geistern, Unglück und anderem Ungemach. Als magische Beschützer gelten die sogenannten Yantra-Tätowierungen, die wohl bereits im 14. Jahrhundert vom Volksstamm der Khmer in Kambodscha eingeführt wurden. Buddhistische Mönche oder spirituelle Heiler bringen mit Bambusstäben eine Mischung aus chinesischer Tinte, Gallensaft oder andere magische Substanzen in die Haut der schutzsuchenden Männer ein – aufgrund alter gesellschaftlicher Rollenverteilungen sind diese magischen Tattoos immer noch Männern vorenthalten. Während sie tätowieren werden Räucherwaren abgebrannt, Schriften rezitiert und wenn das Tattoo fertig ist, wird es vom Mönch noch geweiht.

Das passiert durch Schläge vom Tätowiermeister auf die noch wunde Stelle und durch die Besprengung mit Flüssigkeiten. Ein äußerst schmerzhafter Vorgang. Die Tattoos werden in einem Mix aus Pali und Khmer-Schrift verfasst. Im Westen wurde dieser spirituelle Brauch durch das Magic Tattoo Festival bekannt, das Anfang März in einem kleinen Ort mit Kloster etwa eine Stunde außerhalb von Bangkok gelegen stattfindet. Im Rahmen der traditionellen Wai-Kru-Zeremonie, der Ehrung des Lehrers, versammeln sich Tausende Menschen im kleinen Ort, um gemeinsam zu meditieren, zu feiern und mit etwas Glück von den Mönchen tätowiert zu werden.

Die Mönche von Wat Bang Phra sind mittlerweile berühmt für ihre Tätowierkunst und beim Festival reisen die Menschen zu Hunderten an, fallen in Trance und lassen sich nach den alten Bräuchen tätowieren. Die Motive der Mönche in Wat Bang Phra gehen über reine Schrift hinaus. So sollen Tiergeister-Tattoos, die Sak Yans, den Träger vor Unfällen und anderem Unglück schützen. Beim Festival wird dieser Glaube oft auf die Probe gestellt, wenn sich Männer in Trance Hals über Kopf in die Menge stürzen und dabei gerne auch die ein oder andere Verletzung zuziehen. Nicht umsonst steht bei diesem Festival, ganz untypisch für Thailand, ein erste Hilfezelt mitten im bunten Treiben…

Wer als Tourist auf dieses Festival gerät, sollte sich gut überlegen, ob er sich wirklich auf diese schmerzhafte Art und Weise tätowieren lassen möchte oder vielleicht doch nur Fotos als Souvenir mitbringt…

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